Karlsruher Landtagsabgeordnete informieren sich vor Ort über Unterstützungs- und Behandlungsangebote für Suchterkrankte

Veröffentlicht von Dr. Ute Leidig am

Karlsruher Landtagsabgeordnete informieren sich vor Ort über Unterstützungs- und Behandlungsangebote für Suchterkrankte

Sucht hat unterschiedliche Formen und betrifft viele Menschen. Daher sind Angebote, die Betroffene und ihre Angehörigen unterstützen, von großer Bedeutung“, erklären die Karlsruher Landtagsabgeordneten Dr. Ute Leidig und Alexander Salomon. Um sich zu dem Thema zu informieren, besuchten die beiden die Suchtberatung und ambulante Suchttherapie der Diakonie Suchthilfe Mittelbaden.

Die Einrichtung bietet Beratung und Behandlung in den Bereichen Alkohol, Medikamente, Glücksspiel, problematischer Medienkonsum und Essstörungen. Das breite Angebot richtet sich nicht nur an Betroffene, sondern auch an deren Angehörige.

Zu den angebotenen Behandlungsmöglichkeiten gehört die ambulante Reha. Sie richtet sich an Menschen, die therapeutische Hilfe wünschen, aber dabei in ihrem familiären, beruflichen und sozialen Umfeld verbleiben wollen. Betroffene, die erfolgreich eine stationäre Reha absolviert haben, können vor Ort eine ambulante Nachsorge in Anspruch nehmen. Das Ziel hierbei ist die Stabilisierung der Abstinenz. Gleichzeitig können die Erfahrungen in der Zeit nach der Therapie unter therapeutischer Leitung besprochen werden. Ein weiteres Angebot der Einrichtung ist das Konsumreduktionsprogramm. Hierbei werden Menschen unterstützt, welche ihren Alkohol- oder Nikotinkonsum reduzieren wollen.

Im Bereich Essstörungen bietet die Diakonische Suchtberatung Mittelbaden eine Beratung, in der Betroffene bei zeitnahen Terminen eine erste diagnostische Einschätzung und weitere Informationen zu Hilfsangeboten erhalten. Ergänzend wird eine fachlich begleitete Essstörungs-Bewältigungsgruppe für junge Erwachsene angeboten. Sie kann überbrückend bis zum Beginn einer Psychotherapie genutzt werden. In dieser Gruppe können sich Betroffene austauschen und Anschluss finden.

Dieses breite Angebot überzeugt“, so Ute Leidig. „Wichtig ist auch das Angebot für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien. Die Sucht der Eltern belastet die Kinder und mehr als die Hälfte entwickelt später selbst eine Sucht- oder andere psychische Erkrankung. Sie bekommen in den Gruppen eine Möglichkeit zum Austausch mit anderen Kindern und Jugendlichen und werden therapeutisch begleitet.

Die Behandlungsmöglichkeiten bei einer Suchterkrankung müssen vielfältig gestaltet sein, um möglichst viele Betroffene zu erreichen. Bei Heroinabhängigkeit ist die Substitutionsbehandlung ein wichtiges Angebot. Sie ermöglicht die gesundheitliche Stabilisierung und die Wiedereingliederung in einen strukturierten Alltag. In Karlsruhe bietet dies vor allem die AWO-Ambulanz an. Sie ist eine von nur zwei Praxen in Baden-Württemberg, die auch eine Substitutionsbehandlung mit Diamorphin durchführt. Die Praxis hat 365 Tage im Jahr geöffnet. Patient*innen können vor Ort bis zu dreimal täglich ihre Substitutionsstoffe erhalten. Die Abgabe wird in Bezug auf die Häufigkeit und auch die Menge flexibel an die Bedürfnisse der Patient*innen angepasst. Dabei wird vor jeder Substitution der Alkohol- und Drogenspiegel getestet.

Derzeit nehmen 140 Patient*innen am Substitutionsprogramm mit Ersatzstoffen wie Methadon teil. Nicht alle Substitutionspatient*innen kommen mit den Ersatzstoffen zurecht – 70 Patient*innen befinden sich im Diamorphinprogramm. Das bedeutet, sie bekommen pharmazeutisch erzeugtes Heroin.

Neben der Substitution besteht vor Ort ein breites psychosoziales Angebot durch drei Sozialarbeiterinnen. Sie unterstützen die Patient*innen in allen Lebenslagen. Sie verfügen über ein breites Netzwerk und können die Patient*innen beispielsweise beim Thema Schulden beraten und an entsprechende Beratungsstellen weitervermitteln.

Vor Ort findet regelmäßig eine psychiatrische Sprechstunde und wöchentlich eine Gruppentherapie statt. An die Praxis angeschlossen ist ein Café, in dem sich die Patient*innen treffen und austauschen können. Darüber hinaus bietet die Praxis regelmäßig gemeinsame Freizeitaktivitäten an, wie beispielsweise ein Paddelausflug.

Mich beeindruckt, dass hier unter einem Dach ein ganzheitliches Angebot geschaffen wurde. Neben der Substitutionsbehandlung gibt es ein psychosoziales Angebot durch Sozialarbeiterinnen, um die Patient*innen in allen Lebenslagen zu unterstützen“, so Dr. Ute Leidig.